WEINGUT

WEINGUT & Terroir

Wir bewirtschaften 0,33 Hektar Rebfläche an der südöstlichen Spitze des Sankt-Georgs-Berges, im kleinen Dörfchen Kispáti. Die Weinlage „Lessner“ beschert uns nicht nur einen malerischen Anblick auf das leuchtend türkise Wasser und seine Segelboote, sondern auch ein einzigartiges Terroir.

Die 600-700 Meter hohen Züge vom Bakony-Gebirge fangen viele der bösen Wolken aus dem Norden ein. Aber es gibt ein paar pfiffige Gewitter, die es tatsächlich fast schaffen, bis zu uns zu gelangen, aber viele bleiben dann auf dem Csobánc [Tschobahntz] stecken, so dass wir in der Regel Glück haben. “Ah die Armen am Csobánc, der Himmel ist wieder auf sie gefallen!”, sagten wir schon öfter vorm Keller.

Wenn der Csobánc etwas richtig abbekommt und wir gucken zu.

Wenn wir bereits das Bakony-Gebirge gelobt haben, dürfen wir aber den Balaton nicht vergessen! Dieses riesige Gewässer fädelt geschickt ein, dass sich im Vergleich zum pannonischen Klima in Transdanubien (links von der Donau) hier ein gemäßigteres Mesoklima á la Balaton entwickeln kann: der Sommer ist hier ein bisschen kühler, die Luft feuchter und der Winter milder. Wir haben ein großes Glück mit der mediterranen Antizyklone (Hochdruckgebiet), die in der Gegend regelmäßig Anfang Herbst “Hallo” sagt. Auf sie warten wir immer und jubeln und bellen laut, wenn sie da ist; denn dank ihr können wir unsere Regenjacken und Gummistiefeln wegräumen und in Badehose oder Bikini mit dem größten Event des Jahres, der heiligen Ernte loslegen.

Unsere Trauben reifen bis zur Lese dank der süd-, südöstlichen Ausrichtung des Weinbergs tadellos aus.  In heißeren Jahrgängen sind wir selbst über die schon fast unglaublich gute Säurestruktur der Weine überrascht. Der Schlüssel für dieses Geheimnis liegt im vulkanischen Boden, in der sorgfältigen Arbeit im Weinberg und in den erfrischenden Winden im Sommer, die oft zischend und pfeifend aus Richtung der Basaltorgeln an uns vorbeipusten, so dass unser Vierbeiner Rizling den Schwanz und die Ohren auf der Terrasse plötzlich einzieht.

Die kontinuierliche Luftzirkulation ist eine große Hilfe im Kampf gegen Rebkrankheiten. Durch sie können wir die Anzahl der Spritzvorgänge auf das erforderliche Minimum reduzieren, welche wir mit den umweltschonendsten Pflanzenschutzmitteln vornehmen.

Die überwiegende Mehrheit der 1296 Rebstöcke wurde im Jahr 1986 von unserem Freund Gyula gepflanzt, der des Seeblicks von unserem Weingarten aus bis heute nicht müde wurde. Getreu der lokalen Tradition haben wir im Weingarten 100% Olaszrizling (im örtlichen Dialekt Rizling). Eine aufregende Rebsorte, eine Art pannonischer Etalon. 

Eines der größten Geheimnisse des Terroirs liegt unter uns: der harte Basalt von St. Georg. Das vulkanische Grundgestein, auf dem sich vor langer langer Zeit pannonischer tonig-sandiger Boden gemischt mit Basaltgeröll ablagerte.

Und obwohl der Olaszrizling es mit der Nahrungsaufnahme auf diesem Stück Erde nicht leicht hat und wir oft bei der Bodenbearbeitung über die Basaltsteinstücke schimpfen, wissen wir trotzdem: „Keep calm“! Denn das ist genau das, was unsere Weine so besonders und auch bei einer Blindverkostung wiedererkennbar macht.

In unserem Keller arbeiten wir mit 500- und 1000-Liter-Holzfässern aus ungarischem Eichen- und Maulbeerholz, sowie mit Amphoren von 100-120 Liter. Darin gärt und reift der Rebsaft des Sankt-Georgs-Berges vor sich hin. Gábor ist ein Weinakademiker mit internationalem Weitblick, der mit seiner Experimentierlaune selbst den Winzer Gyula überraschen kann. Sie probieren verschiedene Techniken gleichzeitig aus und eilen ins Labor zu Zsuzsa, die die beiden tanzend hinter ihren Reagenzgläsern empfängt und sie mit wichtigen Analysewerten und ermutigenden Worten versorgt.

Weniger oder kein zugesetzter Schwefel, kürzere oder längere Maischestandzeit… das oberste Ziel ist es, die Tradition des Berges zu erhalten: die Rebsorte Olaszrizling und dieses besondere Stück Land, das Terroir auf authentische und spannender Art zu präsentieren. Wir lassen unserem Weinen immer mehr Freiraum, um sich zu entfalten und zu einem Sankt-Georgs-Wein zu werden – so dass wir dabei in die Entwicklung des Weinwerdens möglichst wenig eingreifen.

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